Wie bist du hierher gekommen? Welche Menschen, Momente und Mäander deines Lebens haben dich an diesen Punkt geführt und zu dem Menschen gemacht, der du bist? Wohin wird die Reise noch gehen?
Ich liebe öffentliche Bücherschränke, in denen jeder gelesene Bücher hinterlassen und andere mitnehmen kann. So habe ich schon viel Lesestoff entdeckt, der anders vermutlich nie den Weg in meine Hände gefunden hätte.
Die jüngste Entdeckung ist Andreas Altmanns Reise durch einen einsamen Kontinent – kein Reiseführer, der Lust macht, sofort loszufahren. Nein, ein erfrischend ehrliches und persönliches Dokument einer echten Reise durch Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile. Eine Erzählung, die auch im größten Weltenbummler Zweifel aufkommen lässt, ob er diese Länder wirklich bereisen will, um dann festzustellen: hundertmal ja!
Die Welt ist nicht perfekt, ganz im Gegenteil. Zwei Wochen am manikürierten Strand einer Hotelanlage, das ist keine Reise. Das ist Urlaub: bloß nicht die Komfortzone verlassen, mit allen Annehmlichkeiten von Zuhause, aber bitte mit Sonne und Wärme und Cocktails mit Schirmchen.
Habe ich schon oft genug gemacht und hat seine Daseinsberechtigung. Doch je älter ich werde und je besser ich mich selbst kennenlerne, desto mehr erkenne ich, dass ich reisen will. Und nicht nur das, ich will über meine Reisen schreiben!
Das eine habe ich gebraucht, um zum anderen zu finden.
Das erfrischende an Altmann ist, dass er sich selbst nicht zu ernst nimmt. Er ist fähig zu Selbstkritik, Reflexion und lacht auch über sich selbst, hat eine unverwechselbare Art zu schreiben. Vor Reise durch einen einsamen Kontinent kannte ich ihn gar nicht und fand mal eben so ein Vorbild, eine Inspiration.
Altmann beschreibt, wie ihn der innige Wunsch überkam, “als Reporter zu arbeiten. Als einer, der die Welt besichtigen und hinterher darüber schreiben darf. Das dauerte, von der Sehnsucht zur Wirklichkeit kam ich nur über Umwege. Frühbegabte sehen wohl anders aus. Doch Schreiben ist eine Gabe, die sich Zeit lassen darf. Vieles muss früh blühen, muss sich sofort zeigen. Nicht das Finden der eigenen Stimme. Die kommt eher mühsam, eher scheu zur Welt.”
Glaubst du an Zufälle? Erst diese Woche habe ich alte Texte gelesen, die zu einem Buch gebundenen Blogbeiträge über meine Pilotenausbildung in Arizona. Geschrieben habe ich immer schon gerne. In den Worten erkenne ich meine eigene Stimme, doch als Embryo dessen, was sie heute ist.
Schon interessant, wie die Dinge aufeinander treffen, sich zum Vielfachen ihrer Summe ergänzen. Ein Buch, ein Zitat, das Lesen meiner alten Texte. Was wäre das eine ohne das andere?
All die Imperfektion, die vermeintlichen Irrwege des Lebens; die vielen Dinge, die ich seitdem gelernt habe; der ganze Quatsch, den ich gemacht habe – zusammen ergeben sie Sinn, als sollte es immer so sein.
Wo ist der rote Faden in deinem Leben? Was hat dich schon immer gereizt, wozu findest du immer den Weg zurück? Es ist faszinierend zu sehen, wie sich alles entwickelt und wie sich der Weg rückblickend so klar zeigt. Genau so, wie es Steve Jobs beschrieb:
“Wenn du nach vorne schaust, kannst du die Punkte nicht verbinden; du kannst sie nur rückblickend verbinden. Du musst also darauf vertrauen, dass sich die Punkte in deiner Zukunft irgendwie verbinden. Du musst auf etwas vertrauen – deinem Bauchgefühl, Schicksal, Karma, was auch immer. Dieser Ansatz hat mich nie im Stich gelassen und hat den entscheidenden Unterschied in meinem Leben gemacht.”
#machdichfrei
Dein Ulrich
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