Er sieht aus, als müsste er gleich kotzen: ?
Ich bin ein großer Freund der Einstellung “Where the focus goes, the energy flows.” Das, worauf du deine Aufmerksamkeit lenkst, bekommt deine Energie.
So kannst du die einen Dinge zum wachsen bringen und andere schrumpfen lassen.
Deshalb habe ich lange überlegt, ob ich über etwas spreche, das mich geärgert hat. “He who angers you, conquers you.” Wer dich zürnt, besiegt dich, sagte Schwester Elizabeth Kenny.
Und trotzdem habe ich mich dafür entschieden. Einerseits ist es etwas, woran ich noch immer arbeite. Andererseits kannst du selbst etwas daraus lernen, um freier zu werden.
Letzte Woche habe ich beschlossen, den Freiheitsbrief auf Video einzusprechen und auf Youtube allen zur Verfügung zu stellen, die ihn nicht nur lesen, sondern auch hören wollen. Das Projekt habe ich mit einem siebenminütigen Video vorgestellt. Über Nacht hatte es über 300 Aufrufe, 25 Daumen rauf (keinen runter!) und zwei Kommentare. Ein Kommentar war positiv, einer bestand nur aus dem oben gezeigten Emoji. Ich habe mich über den positiven Beitrag gefreut und hätte zum Emoji denken können “Haters gonna hate!” Trotzdem hat es mich mehr berührt als mir lieb war.
Es gibt eine ähnliche Geschichte aus dem Cockpit, die ich gern bei meinen Keynotes erzähle. Wir sind bei außerordentlich anspruchsvollem Wetter nach London geflogen. Es war sehr unsicher, ob wir überhaupt landen würden. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass wir unverrichteter Dinge zurück nach Frankfurt fliegen (den Treibstoff dafür hatten wir vorsorglich dabei). Der Anflug war stürmisch, der Seitenwind knapp unter der Grenze des Möglichen. Wir sind sicher gelandet. Am Terminal stiegen 149 Passagiere aus und bedankten sich für den tollen Flug, die gute Landung, die sichere Reise. Einer (!) hat im Vorbeilaufen gemotzt und mich dabei noch nicht mal angesehen. An welchen erinnere ich mich heute in aller Deutlichkeit?
Der Dichter Rumi sagte treffend: “Frei ist der, den die Beleidigungen der Menschen nicht schmerzen, und ein Held ist, wer den nicht beleidigt, der es verdient hätte.” Beides sehr noble Eigenschaften, doch wie schaffst du das?
Es scheint mir, dass es heute einen bevorzugten Weg gibt, wenn du über dich selbst hinaus wachsen willst: think positive, denke positiv. Ich halte das für Quatsch! Ja, eine positive Grundeinstellung ist gut. Doch das Leben besteht nicht nur aus Rosenblättern und Sonnenschein. Das Negative darf existieren. Du musst es allerdings nicht dein Leben bestimmen lassen.
Es ist normal, dass wir uns über manche Dinge freuen und über andere nicht. Denk an den Buchstaben B aus dem ABC der Freiheit. Werd dir deiner Gedanken und Emotionen bewusst. Nimm das schlechte Gefühl achtsam wahr. Lass es zu. Bewerte es nicht. Lass es da sein, erspüre es. Wo sitzt es? Wodurch wird es stärker? Schwächer?
Achte auf deine Körperhaltung, deinen mentalen Fokus, die Sprache (in deinem Kopf). Tony Robbins spricht hier von einer Triade aus Sinnbildnern. Mit ihnen erschaffen wir die Art, wie wir unser Leben erleben.
Bedank dich dafür, dass dich das Gefühl beschützen will und dann lass es ziehen. Wie mein Freund und Mentor Kerim Kakmaci sagt: wahrnehmen, wertschätzen, wegschicken! In den meisten Fällen gilt: Eine Emotion, die du länger als zehn Sekunden in dir trägst, ist eine Entscheidung.
Ich habe angefangen, diesen Beitrag kurz nach dem “bösen” Kommentar zu schreiben. Ihn eine Woche später fertigzustellen fällt mir fast schwer, denn das schlechte Gefühl ist längst verflogen. Indem ich es zuließ ohne das Bedürfnis, es festzuhalten, wurde es machtlos. Ich weiß nicht, was den Verfasser zu diesem Kommentar bewegt hat. Es interessiert mich auch nicht.
Die vermeintlichen Beleidigungen der anderen sagen mehr aus über sie selbst als über den, gegen den sie gerichtet sind. Würdest du Kritik von jemand annehmen, den du nicht von dir aus um Rat bitten würdest?
#machdichfrei
Dein Ulrich
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